Live aus Melbourne: Es geht los! Cooler Struff und starker Mischa Zverev überzeugen bisher in der Quali

Foto Bastian Rapp
Australian Open - Am vergangenen Mittwoch startete das erste Grand Slam des Jahres in seine Qualifikation. Jeweils 128 Spielerinnen und Spieler, die es noch nicht direkt ins Hauptfeld geschafft haben, kämpfen um die begehrten Plätze. 

Acht deutsche Herren in der Quali
Am ersten Tag wurden alle Erstrundenmatche der Männer gespielt, dabei waren auch acht deutsche Tennisprofis. Gleich zu Beginn durfte Michael Berrer (ATP 119) gegen Tristan Lamasine aus Frankreich ran. Leider konnte ich dieses Match noch nicht live verfolgen, es schien aber mit 7-5 6-2 eine relativ klare Angelegenheit für Berrer gewesen zu sein. Danach spielte auf dem gleichen Platz Mischa Zverev (ATP 171), der ältere Bruder des talentierten Alexander Zverev. Er musste gegen Andrea Arnaboldi aus Italien antreten. Es war ein Duell zweier Linkshänder, die beide einen ähnlich offensiven Spielstil verfolgen. Zverev war jedoch über weite Strecken der solidere Spieler und überzeugte besonders mit seinem immer wieder eingestreuten Serve-and-Volley-Spiel und konnte schließlich klar mit 6-2 6-2 gewinnen. 

Peter Gojowczyk, Foto Bastian Rapp
Am Nebenplatz spielte gleichzeitig Nils Langer (ATP 211). Er trainiert in der Tennisbase in Oberhaching und ist gemeinsam mit seinen Tennisbase-Kollegen Maximilian Marterer und Peter Gojowczyk sowie mit Daviscup-Captain Michael Kohlmann und Lars Übel nach Melbourne gekommen. In der ersten Runde musste er gegen den Weißrussen Egor Gerasimov (ATP 179) spielen und konnte, nachdem er den ersten Satz 6-4 für sich entschieden hat, das Level leider nicht halten. Er musste sich letztendlich mit 6-4 2-6 0-6 geschlagen geben. Danach durfte der 20jährige Franke Maximilian Marterer, der sich 2015 bis auf ATP 237 vorgespielt hat (aktuell 265), gegen den erfahrenen, ehemaligen Top50-Spieler Go Soeda (ATP 118) ran. Im ersten Satz fand Marterer noch nicht richtig ins Match und hatte besonders bei der Quote des ersten Aufschlags Probleme, wohingegen Soeda besonders durch konstante Länge in den Schlägen und herausragende Beinarbeit überzeugte. Soeda gewann den ersten Satz mit 6-2. Im zweiten Satz kam Marterer jedoch zurück und konnte sich durch höhere Sicherheit bei den Aufschlagspielen mit 6-2 revanchieren. Der dritte Satz war ein offener Schlagabtausch mit Breakbällen auf beiden Seiten, leider mit dem besseren Ende für den Japaner. Er konnte beim entscheidenden Stand von 4-4 breaken und sich somit den Sieg durch ein 6-4 sichern. Im Nachhinein betrachtet sicher eine bittere Niederlage für Marterer, doch er hat einmal mehr gezeigt, dass er auch mit den erfahrenen Tour-Spielern auf einem Level ist. 

Einsatz der Heat Policy
Daniel Brands, Foto Bastian Rapp
Nach diesem Match zeigte die australische Hitze mal wieder einen Teil ihres Potentials und die Heat Policy trat in Kraft: Bei einer Temperatur über 40 Grad mussten die Matches abgebrochen werden. Nach zweistündiger Wartepause wurden sie fortgesetzt. Aus deutscher Sicht standen nun Peter Gojowczyk (ATP 224) und Daniel Brands (ATP 151) auf dem Platz. Gojowczyk musste gegen den Briten Brydan Klein (ATP 187) antreten und konnte durch solides Grundlinienspiel mit 7-5 6-2 gewinnen. Brands, der sich nach langer Verletzungspause wieder zurückkämpft hat, spielte gegen den Serben Laslo Djere (ATP 188) und gewann durch starke Aufschlagspiele und zwei Breaks im richtigen Moment 6-4 6-4. 

Dustin Brown, Foto Bastian Rapp
Am Abend um 21.30 Uhr Ortszeit spielten noch Jan-Lennard Struff (ATP 111) und Dustin Brown (ATP 128), die beide bereits für Deutschland im Davis Cup angetreten sind. Brown spielte gegen den aufstrebenden Österreicher Dennis Novak (ATP 203), konnte aber leider nicht seine volle Leistung abrufen. Besonders seine spektakulären Volleys wollten oft nicht gelingen und auch der Aufschlag kam nicht konstant, wobei Novak auch durch sehr solides Grundlinienspiel glänzte. Der Österreicher gewann 6-3 6-3. Besser lief es bei Struff, der gegen den Chilenen Hans Podlipnik-Castillo (ATP 196) spielte. Der hatte einen ganzen Fantrupp aus Chile dabei. Trotz teilweise schon unfairen Verhaltens der chilenischen Fans ließ sich Struff nicht beirren und zog ganz cool mit 6-4 6-3 in die nächste Runde ein.

Nach der Hitze Kälte und Regen
Foto Bastian Rapp
Am zweiten Tag wurde es für die Damen ernst. Zudem waren bereits ein paar Zweitrundenmatche der Herren angesetzt. Im Damen-Qualifeld ist keine Deutsche dabei, deshalb lege ich meinen Fokus weiter auf das Herrenfeld. Das Wetter war ziemlich kontrovers zum Vortag: Es war sehr kalt und windig und die Matche mussten teilweise wegen Regens unterbrochen werden. Bei den Herren spielte Mischa Zverev sein zweites Match gegen den Slovaken Norbert Gombos (ATP 132) und konnte sein starkes Spiel vom Vortag erneut abrufen. Er gewann klar mit 6-1 6-2 und steht somit in der dritten Runde der Quali. Ebenso durfte als zweiter Deutscher Michael Berrer gegen den 18jährigen, aufstrebenden Amerikaner Taylor Fritz ran. Im ersten Satz zeigte Fritz bereits, warum wir in Zukunft noch viel von ihm hören werden: Er entschied ihn mit 6-3 für sich. Doch der Routinier Berrer gab sich nicht geschlagen, kämpfte sich zurück und konnte den zweiten Satz deutlich mit 6-1 gewinnen. Leider wendete sich das Blatt im dritten Satz wieder und Fritz gewann diesen ebenfalls mit 6-1 und somit ist mit Berrer ein weiterer Deutscher ausgeschieden. Die restlichen Spiele der zweiten Runde werden am Freitag stattfinden. Bastian Rapp

Zum Autor: Bastian Rapp (18) kommt aus Brannenburg (Oberbayern), ist leidenschaftlicher Tennisspieler (Bezirksliga, TSV 1860 Rosenheim) und ausgebildeter Tennistrainer. Er ist nach seinem Abitur (Sommer 2015) für neun Monate nach Australien aufgebrochen (Work and Travel) und wird dort live auf unserem Blog von den Australien Open, dem ersten Grand-Slam-Turnier im Jahr, berichten.