Live aus Melbourne: Heiße Angelegenheit und ein enttäuschter Rafael Nadal

Willkommene Abkühlung, Foto Bastian Rapp
Tag 2 in Melbourne begann so wie der erste aufhörte: heiß. Auch aus deutscher Sicht ging es heiß her auf den Courts, ganze elf Partien mit deutscher Beteiligung wurden heute ausgetragen. Deshalb war es schwierig für mich, überall live mitzufiebern. Ich habe jedoch versucht, auf möglichst vielen Plätzen ein paar Ballwechsel zu sehen. 

Begonnen hat auf Court 7 Annika Beck (WTA 55) gegen die junge Australierin Priscilla Hon (WTA 335), die eine Wildcard für das Turnier bekommen hat. Da ich am Nebenplatz das Match Fabio Fognini gegen Gilles Muller verfolgte, konnte ich immer mal wieder einen Blick hinüber werfen und sehen, wie Beck relativ kurzen Prozess machte. Durch stabile Grundschläge und leichte Fehler der Gegnerin gewann sie mit 6:0 6:3. 

Zverev unterliegt Murray
Fabio Fognini, Foto Bastian Rapp
Nicht so gut lief es für Fognini, der exzentrische Italiener verlor in einer umkämpften Partie in vier Sätzen, wobei jeder Satz im Tiebreak entschieden wurde. Währenddessen startete dann auch schon Alexander Zverev (ATP 83) in der Margaret Court Arena in seine erste Runde gegen die Nr.2 des Turniers, Andy Murray. Da ich heute nur den Ground Pass hatte, konnte ich hier leider nicht zusehen. Ein Freund, der eine Karte besaß, erzählte mir aber, dass Zverev mehr dagegenhalten konnte als es zumindest das Ergebnis mit 1:6 2:6 3:6 aussagt. 

So blieben von den deutschen Herren nur noch Benjamin Becker und Peter Gojowczyk übrig, um neben Daniel Brands in die zweite Runde einzuziehen. Becker spielte auf einem der hinteren Plätze gegen den Israeli Dudi Sela (ATP 87), der eine ganze Fanschar aus seinem Heimatland mitgebracht hatte. Als ich auf den Platz kam, war Becker leider schon zwei Sätze hinten, konnte sich dann jedoch trotz der Fangesänge noch reinkämpfen und gewann den dritten Satz relativ solide mit 6:2. Am Anfang des vierten Satzes sah es so aus, als könnte er so weitermachen. Er schaffte es aber leider nicht, seine Breakchancen zu nutzen. Dies brachte Sela wieder zurück ins Match und er konnte den Deutschen schließlich mit 6:1 6:3 2:6 6:2 bezwingen.

Nadal gegen Verdasco raus
Nadal auf der Leinwand, Foto Bastian Rapp
Gojowczyk hatte mit dem spanischen Veteranen David Ferrer (ATP 8) eines der schwersten Lose gezogen, was sich auch auf dem Platz zeigte. Der Spanier, der als einer der härtesten Arbeiter auf der Tour bekannt ist, war dann im Grundlinienspiel doch eine Nummer zu groß für Gojowczyk und gewann mit 6:4 6:4 6:2. Nichtsdestotrotz zeigte der Deutsche drei relativ knappe Sätze, insgesamt ein gutes Spiel und wird auch aufgrund der guten Qualifikation zufrieden mit sich sein. 

Kurz bevor das Spiel beendet war, ging auf einmal ein Raunen über die Anlage. Es stellte sich heraus, dass sich scheinbar das spektakuläre Halbfinale von 2009 wiederholt hat, nur diesmal mit anderem Sieger. Schon als die Auslosung Rafael Nadal gegen seinen Landsmann Fernando Verdasco ergeben hat, hofften schon alle Nostalgiker auf ein episches Match und sie sind heute nicht enttäuscht worden. Ich konnte lediglich das Ende des vierten und den fünften Satz auf der Leinwand verfolgen und es schien, als würde Verdasco heute alles gelingen. Er spielte einen Winner nach dem anderen. Schließlich verwandelte er den Matchball exemplarisch mit einem Vorhandwinner und somit hat Nadal erst zum zweiten Mal in seiner Karriere in der ersten Runde eines Grand Slams verloren. 

Nervenstarke Kerber
Angelique Kerber, Foto Bastian Rapp
Nahezu genauso dramatisch verlief das Erstrundenmatch von Angelique Kerber (WTA 6) gegen die Japanerin Misaki Doi (WTA 64). Nachdem die Deutsche im ersten Satz bereits mit 4:1 in Führung lag, verlor sie den Satz dann doch im Tiebreak. Im zweiten sah es erst lange so aus, als hätte Kerber wieder ihre Sicherheit zurück, führte mit 5:2 musste aber wiederum in den Tiebreak. Die kleine Japanerin überraschte immer wieder mit präzisen Vorhandwinnern und zeigte generell ein hohes Niveau. Gegen Ende des Tiebreaks blieb Kerber jedoch nervenstark, holte sich schließlich den Satz und konnte auch im Dritten früh breaken. Eine kleine Unsicherheit gab es noch, als sie bei 4:3 drei Breakbälle abwehren musste. Schließlich gewann die Deutsche aber den Satz mit 6:3 und zieht somit mit einem etwas holprigen Start in die zweite Runde ein. Dies gelang auch Sabine Lisicki (WTA 32) durch einen Sieg über Petra Cetkovska (WTA 132). Lisicki, die ja im Moment noch auf Formsuche ist, zeigte noch keine hundertprozentige Leistung, profitierte aber durch die vielen unforced errors der Tschechin. Durch den Sieg sollte sie etwas Selbstvertrauen hinzugewonnen haben. Ebenso weiter sind Görges, Siegemund und Maria, raus sind leider Witthöft und Barthel. 

Highlight des Abends war dann noch das Match von Lleyton Hewitt gegen seinen Landsmann James Duckworth. Da Hewitt nach diesem Turnier seine lange Karriere beenden wird, kann jedes Match hier sein letztes sein und dementsprechend groß war der Andrang der Australier. Hewitt zeigte jedoch einmal mehr seinen großen Kampfgeist und verdiente sich durch einen Sieg noch ein weiteres Match hier bei den Australian Open. Sein nächster Gegner heißt David Ferrer. Das könnte durchaus ein episches, letztes Match werden. Morgen steht bei den Australien Open aus deutscher Sicht das Match von Daniel Brands gegen Garcia-Lopez auf dem Plan. Ich freu' mich drauf! Bastian Rapp

Zum Autor: Bastian Rapp (18) kommt aus Brannenburg (Oberbayern), ist leidenschaftlicher Tennisspieler (Bezirksliga, TSV 1860 Rosenheim) und ausgebildeter Tennistrainer. Er ist nach seinem Abitur (Sommer 2015) für neun Monate nach Australien aufgebrochen (Work and Travel) und wird dort live auf unserem Blog von den Australien Open, dem ersten Grand-Slam-Turnier im Jahr, berichten.